Zum Inhalt springen

Wort zum Nachdenken Wochenende 15./16.11.2025

Dr. Michael Groß
Datum:
Veröffentlicht: 14.11.25
Von:
Michaela Hadam
Sei gut, Mensch!

Unter diesem Slogan stand 2020 die Jahreskampagne des Deutschen Caritasverbandes, die aber dann leider zwischen den Corona-Schlagzeilen ziemlich unterging. Seine Botschaft ist aber aktueller denn je. Der Satz will einen Gegenakzent gegen das überhebliche Geschimpfe über Gutmenschen sein. Und man muss sich ja wirklich fragen: Was ist denn schlecht daran, gut sein zu wollen? Was braucht unsere Gesellschaft denn mehr: Menschen, die immer mehr haben wollen und sich selbst am nächsten sind? Brauchen wir wirklich einen Konsens darüber, die zu verlachen, die anderen helfen wollen oder sich ethisch richtig verhalten wollen? Oder brauchen wir Menschen, die sich für ein besseres Miteinander einsetzen und für ein Zusammenleben, bei dem sich alle wohl fühlen?

Mir fallen drei Beispiele ein, wie man gut sein kann:

- Ehrenamtlich jemandem helfen. Es gibt dazu unglaublich viele Möglichkeiten: in der Nachbarschaft, bei den Kirchen, in den Vereinen, in den Sozialverbänden, in der Politik usw.

- Den anderen einfach mal ausreden lassen und ihm oder ihr einfach zuhören und das Gefühl geben, in diesem Moment als Mensch wirklich gesehen zu werden.

- Sich bewusst auf die Seite eines anderen stellen, der gerade beschimpft oder sozial ausgegrenzt wurde, und ihm beistehen.

Gut sein ist manchmal ganz leicht. Außerdem bekommt man in der Regel dabei unheimlich viel zurück.

Wir haben in unserem Land eine wirklich sehr lange Tradition des Helfens. Werte wie Solidarität, Hilfe in der Not und Respekt vor der Menschenwürde wurden über Generationen herangebildet aus der Überzeugung, dass sie das Leben lebenswert machen. Wir können mit großem Recht stolz auf diese Tradition sein. Wir brauchen uns ganz sicher nicht dafür zu schämen! Warum sollten wir solche Werte leichtfertig über Bord werfen und blöde belächeln? Wäre es nicht angemessener, ihre Bedeutung herauszukehren, sie stark zu machen und für sie einzustehen mit allem, was wir können?

Es liegt an uns, immer wieder an uns, ob und wie wir für Respekt und Menschenwürde, für ein soziales Miteinander in menschlicher Vielfalt, für das Gute eintreten. Unsere Gesellschaft braucht uns.

Michael Groß

Caritas