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Handeln für den Klimaschutz

2023-04-25 Caritas für Klimaschutz
Datum:
Veröffentlicht: 25.4.23
Von:
Verena Gebhard

Caritas Nürnberger Land diskutierte mit Jesuitenpater Jörg Alt

Im Jahr 2020 hat der Deutsche Caritasverband die Grundsatzentscheidung getroffen, bis 2030 klimaneutral zu sein.

Das bedeutet zum Einen enorm viel Arbeit für die Träger, zum Anderen soll es ein Zeichen in der Republik sein, dass das Thema ernster genommen werden muss.

Denn beim Klimanotstand geht es nicht nur um viele soziale Fragestellungen: die Desertifizierung Afrikas schreitet enorm schnell voran und erhöht den Migrationsdruck auf Europa. Die steigenden Energiekosten sind vor allem für ärmere Menschen ein existenzielles Problem. Alte und beeinträchtigte Menschen haben mit den Hitzesommern am stärksten zu kämpfen.

Der Klimanotstand ist auch eine Überlebensfrage für die Menschheit und unseren Planeten, die uns viel, viel härter treffen wird als das Corona-Virus. Darin sind sich mittlerweile alle Experten einig. Der Welt-Klimarat, ein konservatives, zurückhaltendes und auf Kompromiss angelegtes Gremium, hat im April 2022 festgestellt, wie absolut erschreckend die Lage ist und dass bedeutende Klima-Kipppunkte viel schneller eintreten werden, als früher gedacht. Dazu gehören das Auftauen der Antarktis und der Permafrostböden in Sibiren, das Abschwächen des Golfstroms u.a. Das Kritische an diesen Punkten ist, dass sie die Erderwärmung enorm und wohl irreversibel beschleunigen werden. Es bleibt fast keine Zeit mehr.

Seit geraumer Zeit arbeitet die Caritas im Nürnberger Land an dem Thema und hat schon viele Maßnahmen umgesetzt, auch wenn der Weg noch weit ist. Jetzt war der bekannte Jesuitenpater Jörg Alt zu Gast, der mit seinen umstrittenen Aktionen auf die Notwendigkeit, jetzt zu handeln, aufmerksam macht. Er schilderte in einem eindrucksvollen Vortrag seine Beweggründe und löste viele spannende Diskussionen aus:

Spielt der Beitrag des Einzelnen überhaupt eine Rolle angesichts der weltweiten Entwicklungen? Ja, so die Antwort: denn durch ein entschiedenes Handeln und Diskussionsbereitschaft des Einzelnen wird das Thema in der Gesellschaft mehr Rückhalt bekommen und werden sich Mehrheiten verändern.

Kann man überhaupt etwas Sinnvolles beitragen? Sind nicht E-Autos, Photovoltaik usw. letztlich auch wieder schädlich fürs Klima, weil zum Beispiel die Rohstoffgewinnung kritisch zu sehen ist? Solche Reaktionen sind oft nur Ablenkungsmanöver, denn eigentlich hat jeder eine Vielzahl von Möglichkeiten wie geringerer Plastikkonsum, weniger Mobilität oder geringeres Tempo, niedrigere Raumtemperaturen, kleinere Fahrzeuge, mehr Radfahren, mehr ÖPNV nutzen usw. Jeder sollte da anfangen, wo er und sie kann.

Zerstören wir mit dem Klimaschutz nicht unsere Wirtschaft? Eins ist sicher: momentan zerstört unsere Wirtschaft uns. Es muss anders werden. Wenn unsere Wirtschaftskraft enorm nachlassen sollte, dann werden wir anders leben müssen. Aber man muss das nicht negativ finden. Man könnte daran auch etwas Positives sehen wie mehr Zeit mit der Familie und ein entspannteres Leben. Eins ist sicher: noch können wir den Übergang gestalten. Wenn wir erst im totalen Katastrophenfall angekommen sind, dann wird der Übergang nicht mehr durch uns gestaltbar sein, sondern wir und viele andere werden seine Opfer werden.

Die Caritas wird, auch in Verbindung mit den anderen Wohlfahrtsverbänden und anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren, jetzt und in Zukunft stärker als bislang auf das Thema Klimaschutz drängen, denn es ist längst zu einer sozialen Frage geworden.

Text: Dr. Michael Groß