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Wort zum Nachdenken Wochenende 22./23.04.2023

Wort zum Nachdenken - Wochenende 22./23.04.23
Datum:
Veröffentlicht: 21.4.23
Von:
Michaela Hadam
Ins Handeln kommen! Unser vernebelter Umgang mit dem Klimanotstand

„Wir erwarten von der Bundesregierung, dass sie über die Mahnung ihres eigenen Expertenrats nicht einfach zur Tagesordnung übergeht,“ so diese Woche Eva Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes. Wirksamer Klimaschutz braucht konsequente Umsetzung, bekräftigt der Verband, denn „die Klimakrise macht arm“.

Das beschriebene Handeln der Bundesregierung erscheint wie ein Spiegelbild unseres vernebelten Umgangs mit dem Thema:

Der Weltklimarat, ein konservatives Kompromiss-Gremium, stellte im April 2022 fest, dass wir noch drei (!) Jahre Zeit haben, um das 1,5-Grad-Ziel einhalten zu können. Und dennoch passiert fast nichts: die Treibhausgasproduktion geht nur immer weiter nach oben und gefährliche Kipppunkte kommen sehr bald: das Auftauen der Permafrostböden mit gewaltiger Methanemission, das Abschmelzen der Westantarktis mit Anstieg des Meeresspiegels um mindestens vier Meter, die Umwandlung großer Teile der Erde zu Todeszonen usw.. Das sind leider keine übertriebenen Phantasien, sondern kann genauso im genannten Bericht nachgelesen werden.

Corona hat uns gezeigt, wie schnell unser Land handeln kann, wenn es will, und wie schnell und wie nachdrücklich die Medien die Bevölkerung über Ansteckungswege, R-Werte und aktuelle Verfügungen aufklären konnten. Die Klimakatastrophe wird die Menschheit weit grausamer, zerstörerischer und nachhaltiger treffen als Corona. Das ist sicher. Warum wird das nicht ernst genommen, warum tun wir nichts dagegen? Wenn Deutschland sich ernsthaft bewegen würde, hätte das in der Welt durchaus eine Bedeutung!

Das tun wir aber nicht. Stattdessen sind wir stolz, Putins Winterkälte-Kalkül mit dem schnellen Neubau von zwei Gas-Terminals ein Schnippchen geschlagen zu haben und importieren nun aus den USA Fracking-Gas, das wir eigentlich nie haben wollten. Wir lieben unsere großen Autos und fliegen nach all dem Stress der letzten Jahre zur Entspannung erstmal in den Urlaub, dem Klimanotstand zum Trotz. Die Überschwemmung im Ahrtal war ja zum Glück nicht an der Pegnitz und einen Tornado haben wir hier auch noch nicht gesehen. Letztes Jahr haben die französischen Atomkraftwerke nicht funktioniert, weil es zu wenig Wasser gab; das verteuert unseren Strom. Aber der Gardasee ist ja zum Glück noch da; da können wir ja diesmal hinfahren. Eine Klimaanlage im nächsten Hitze-Sommer wäre eine gute Sache und es ist einfach praktisch, in Plastikfolie eingeschweißtes Fertigessen aufzuwärmen.

Wie schaffen wir es, aus diesem Nebel aufzuwachen und entschlossen zu handeln?

Es gibt ja nun wirklich viele gute Ideen, wie Tempolimit, Steuern, die die großen Autos und das häufige Fliegen unattraktiv machen, Entlastung der Armen, Wärmedämmung auch für günstige Mietwohnungen, Verzicht auf Fleisch usw.

Wann fangen wir ernsthaft damit an? Es liegt doch an jedem einzelnen von uns! Das wäre ein ernstgemeintes „Bewahren der Schöpfung“!

Dr. Michael Groß

Caritas