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Frieden durch Toleranz und Wertschätzung

Mahnwache Hanau
Datum:
Veröffentlicht: 25.2.25
Von:
Verena Gebhard

Mahnwache für die Opfer des rechtsextremistischen Hanau-Attentats

Aktionsbündnis organisierte Gedenkveranstaltung für die Opfer des rechtsextremistischen Terrorakts in Hanau
Ali Abdirabi

Caritas Nürnberger Land und Amnesty/ Ortsgruppe Lauf (Veranstalter), außerdem AWO und Kreisjugendring Nürnberger Land, evang.-lutherische Kirchengemeinde, kath. Seelsorgebereich, muslimische Gemeinde, Kunigundenschule und Gemeinschaft leben e.V. hatten gemeinsam fünf Jahre nach dem Attentat und einen Tag vor der Bundestagswahl auf den Laufer Marktplatz eingeladen. Etwa 200 Besucher waren anwesend und zusätzlich viele Passanten.

Michael Groß (Caritas) erinnerte an die Namen der neun Opfer des Anschlags und nahm dies zum Anlass, um aus der deutschen Geschichte heraus zu zeigen, dass rechtsextremistischen Gedanken zu oft brutale Taten folgen. Er rief alle dazu auf, rechten Mythen konsequent mit Argumenten zu begegnen und verdeutlichte das am Thema Ausländerfeindlichkeit: Zahlen des Bundesarbeitsministeriums belegen die Notwendigkeit von weiterem Zuzug zur Erhaltung der Wirtschaftskraft des Landes. Kriminalitätsstatistiken widerlegen klar die Angst vor kriminellen Ausländern. Die Angst vor dem Fremden könne man mit noch so viel Spaltung nicht besiegen, sondern nur durch Annahme, Toleranz und Wertschätzung. Dies seien Werte, die gelebt werden müssen, und die die innere Kraft unserer Demokratie ausmachen. Landrat Armin Kroder sprach sich im Namen des Landkreises gegen jede Form von Diskriminierung, Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus aus. Man müsse sich jeden Tag neu um eine wertschätzende Sprache bemühen, sonst bediene man unbewusst Verletzungen der Menschenwürde. Er äußerte auch seine Hoffnung auf eine Städtepartnerschaft zwischen Hersbruck (ehemaliger KZ-Standort) und Oradour-sur-Glane (Ort des zahlenmäßig verheerendsten Massakers durch die Nazis in Westeuropa), um auf diese Weise die Erinnerung an die unmenschlichen Taten in der deutschen Geschichte wach zu halten.

Anschließend erzählte Ali Abdirabi, ein junger Deutscher aus Somalier, die bewegende Geschichte seiner Flucht mit 17 Jahren nach Deutschland. In Lauf wurde er gut aufgenommen und machte hier Ausbildung und mittlere Reife. Seit seinem 21sten Lebensjahr arbeite er nun in Vollzeit, sei nicht auf staatliche Leistungen angewiesen und zahle Steuern und habe die deutsche Staatsbürgerschaft erworben. Es sei ihm ein Anliegen, der Gesellschaft, die ihn so gut aufgenommen habe, etwas zurückzugeben. Schüler der Kunigundenmittelschule setzen sich in zwei Anspielen mit dem Unterschied zwischen Fakten und Fake-News auseinander und äußersten ihre Hoffnung, dass es den demokratischen Parteien gelingt, die wirklichen Probleme Deutschlands konstruktiv und miteinander zu lösen. Margit Horlamus, die in ihrer Familie Flüchtlinge aufgenommen hatte, Maria Weiß, die als Pflegedienstleitung mit einem multikulturellen Team arbeitet, und Özlem Ödemis von DITIB beschrieben, wie Vielfalt unsere Gesellschaft stärkt und Einigkeit dem Frieden dient. Die evangelische Pfarrerin Lisa Nikol-Eryazici ließ die Anwesenden bunte Tücher verbinden, während Schülerinnen dazu sangen: „Wir knüpfen miteinander, Schalom, ein Friedensnetz“. Wie schon zu Beginn der Veranstaltung erklangen zum Abschluss beschwingende traditionelle Trommelrhythmen der Percussion-Gruppe BoAfriCo.

Text: Dr. Michael Groß