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Ein Ort der Zuversicht

2023-02-28 Ein Ort der Zuversicht
Datum:
Veröffentlicht: 28.2.23
Von:
Verena Gebhard

CARITAS Eine neue Fachstelle wendet sich an von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen im Landkreis. Aber auch Vermieter finden hier Hilfe.

NÜRNBERGER LAND – Im Briefkasten liegt plötzlich die Kündigung der Wohnung auf Eigenbedarf und die Verzweiflung ist groß.

Was kann man tun und wer hilft? Die Caritas Nürnberger Land bietet ab sofort eine neue Fachstelle Wohnungslosenhilfe an. Hier können sich betroffene Menschen Hilfe holen. Genauso aber beraten zwei Sozialpädagogen Vermieter.

Seit wenigen Wochen ist diese neue Fachstelle nun mit den beiden Sozialpädagogen Wolfgang Sperber und Tina Küfner besetzt. Michael Groß, Geschäftsführer der Caritas Nürnberger Land, hatte bereits im Mai 2022 im Gesundheits- und Sozialausschuss des Landkreises ein Konzept für eine neue Fachstelle vorgestellt (die Pegnitz-Zeitung berichtete).

„Wir freuen uns sehr, dass die von uns beantragte Förderung nun durch das Sozialministerium bewilligt wurde“, sagt Franziska Grashey, Bereichsleiterin der Allgemeinen sozialen Beratung im Caritasverband Nürnberger Land.

Zwei Teilzeitstellen

Die Teilzeit-Stellen von Küfner und Sperber sind für ein Jahr plus Verlängerung auf zwei Jahre gesichert. Der Löwenanteil von rund 80 Prozent wird über den Aktionsplan Wohnungslosigkeit des Sozialministeriums finanziert, der Rest durch die Caritas. „Wir hoffen sehr, dass anschließend die Notwendigkeit dieser Stelle noch klarer ist und der Landkreis sie weiterhin unterstützt.“

Neben der Klienten- Gruppe, die von Wohnungslosigkeit auch akut bedroht ist, wolle man Menschen helfen, die bereits ihr Zuhause verloren haben, auf der Straße oder in Unterkünften leben. Wer seine Wohnung verliere, verliere auch ein Stück Heimat, Aufgehobensein und Schutz, so Grashey. Sie ist eine große Verfechterin des sogenannten „Housing First“-Konzepts, das bereits in Städten wie Nürnberg umgesetzt wird: „Die Würde und Selbstachtung muss wiederhergestellt werden, wer eine Wohnung hat, kann sich auch um alle anderen Probleme in seinem Leben kümmern“, erklärt sie.

Wohnungssuchende müssen sich einem harten Kampf um eine neue Behausung stellen. „Unsere Klienten haben oftmals einen Schufa-Eintrag, damit sind sie stigmatisiert und haben eigentlich keine Chance mehr auf dem Wohnungsmarkt“, sagt Franziska Grashey.

„Eine Wohnung auf dem freien Markt zu finden, ist reines Glück“, sagt auch Tina Küfner. „Wir bekommen schon Anrufe, ob wir Wohnungen vermitteln“ – was nicht der Fall ist. Derzeit gibt es im Nürnberger Land 470 sozialgebundene Wohnungen, deutlich zu wenig. Ein Wunschtraum wären natürlich sozial engagierte Bauherren, die diesen Menschen geeignete Wohnungen anbieten wollen.

Die Beratungsnachfrage sei enorm, die Klienten stammen bislang vor allem aus der Allgemeinen sozialen Beratung. Unter den 370 Einzelpersonen, die 2022 die Allgemeine soziale Beratung der Caritas aufsuchten, waren bereits 30, die von drohender Wohnungslosigkeit betroffen waren.

Die neue Stelle will aber nicht nur für Mieter, sondern auch für hilfesuchende Vermieter eine Anlaufstelle sein: „Wenn die Miete nicht mehr eingeht, sind auch Vermieter hilflos und wissen nicht, was es für sozialverträgliche Möglichkeiten gibt“, sagt Wolfgang Sperber, der zuletzt als Sozialpädagoge in der Wärmestube Fürth gearbeitet hat und somit viel Erfahrung mit dem Thema vorweisen kann.

Beispielsweise kommen auf den Vermieter bei einer Räumungsklage hohe Kosten zu. „Wir können ihm helfen, nach Möglichkeiten für den Mieter zu suchen, damit der Vermieter an sein Geld kommt und nicht kündigt.“

Ein „Dschungel aus Leistungen“, so Franziska Grashey, tue sich für den betroffenen Bürger auf. Da könne man schon einmal den Überblick verlieren. „Witwenrente und Krankengeld, Arbeitslosengeld 1 oder Bürgergeld“, zählt sie auf. „Wir wollen Wegweiser sein.“ Und beispielsweise den Kontakt zum Jobcenter suchen.

„Ganz normale Menschen“

Grashey betont, dass die Klienten in den wenigsten Fällen, wie oft behauptet, „Asoziale“ seien, sondern ganz normale Menschen, Alleinerziehende, die vom Leben leider weniger verwöhnt sind. Und oftmals unverschuldet in der Armutsspirale landen.

Das oberste Ziel der Beratung ist es, die Wohnung zu erhalten. „Beispielsweise gar nicht in einen Mietrückstand zu kommen“, ergänzt Sperber. Dazu zählt auch, das Gespräch mit dem Vermieter oder nach Finanzierungsmöglichkeiten zu suchen. Und vor allem den verzweifelten Menschen das Gefühl zu geben: Hier ist jemand, der dir zuhört und dir helfen will.

WEITERE INFORMATIONEN

Die Fachstelle Wohnungslosenhilfe der Caritas erreichen Hilfesuchende von Montag bis Freitag, von 9 bis 12 Uhr unter 0176/55978739 (Tina Küfner) oder 0176/55978648 (Wolfgang Sperber) sowie per E-Mail an tina.kuefner@caritas-nuernberger-land.de

oder wolfgang.sperber@caritas-nuernberger-land.de.

Text: KATJA JÄKEL/ Pegnitz-Zeitung